Sabrina habt ihr im Mai dieses Jahr kennen gelernt. Respektive – ihr habt von Ihrer verrückten Velofahrt hier bei mir gelesen. Sie war diesen Sommer natürlich wieder mit Ihrer Familie unterwegs. Aber bevor wir diese Geschichte hören, stell ich Ihr erst mal 10 Fragen. 10 Fragen zu Ihrer Person und was es über velofahrende Mamis noch so zu berichten gibt:
Was machst du, wenn du nicht gerade mit dem Velo über Schweizer Pässe fährst?
Also, das mit den Pässen war ja eher Zufall. Weil die Schweiz an ein paar Orten so unflach ist und wir möglichst schnell ins Tessin wollten. Ich fahre lieber gerade aus, Flüssen entlang, durch die Magadinoebene, das ist meine Komfortzone… Ich bin ja eher gemütlich veranlagt. Für die nächsten paar Jahre sind die Pässe sowieso mehr als unrealistisch, weil zwei Kinder im Anhänger, die jedes Jahr noch schwerer werden, das ist für uns einfach zuviel des Guten. Ausserdem fährt die Grosse jetzt auch selber und fährt nächstes Jahr dann auch schon ein Stück auf dem eigenen Velo, und mit einer 5jährige über die Pässe zu fahren… Ehm, aber die Frage war eine andere… Also, meistens bin ich Mama und erlebe tolle Alltagsabenteuer mit meinen Mädels, im besten Fall ist mein Freund auch mit von der Partie und dann sind wir meistens schon wieder beim Velo. Eine Zeitlang waren wir angefressene Geocacher, aber mit den Kindern ist das mit dem Anhalten und Pause machen immer ein bisschen schwierig, die wollen dann immer spielen und nicht sofort weiter fahren, darum ist das momentan sistiert. Beruflich arbeite ich 40% als Ergotherapeutin im Bereich Pädiatrie und betreibe mit meinem Freund hobbymässig das Glasatelier Feuerzeux: www.feuerzeux.com und www.facebook.com/feuerzeux
Berichte uns von Deinen Anfängen im Velofahren?
Ich glaube, da war ich ganz klein und etwas beleidigt, dass ich keins mit Stützrädern bekommen sollte J. Später bin ich dann eher per Zufall aufs Veloreisen gekommen, weil den Schwiegereltern die Mitfahrer für eine geplante Tour ausgestiegen sind (an dieser Stelle haben wir darüber berichtet) . Lorenz und ich haben dann spontan zugesagt. Leider hatte ich gar kein Velo und es ging am nächsten Tag los. Aber immerhin ging diese erste Tour, bei der ich vom Velo bis zu den Radlerhosen alles ausleihen musste, mit Rucksack auf dem Gepäckträger, grad bis ins Tessin. Also über den ersten Pass auf der ersten Tour!
Was ist für dich die Motivation mit Kind und Kegel so Ferien zu machen? Du könntest ja auch mal den Donau Radweg fahren. Der soll ziemlich flach sein.
Ja genau, die Donau! Unbedingt! Wir fahren halt gerne von zuhause los. Das Gefühl, irgendwo anzukommen und zu wissen, dass der Weg von zuhause dorthin führt, finde ich wunderschön.
Aber mit der Zeit ist’s rund um unser Zuhause ziemlich abgegrast, wir haben schon fast alle Richtungen schon mal eingeschlagen. Dieses Jahr haben wir mehr oder weniger die selbe Tour wie im letzten Jahr gefahren (Bern – Aare – Rhein – Bodensee – Rheintal – durch den San Bernardino – Bellinzona), es ist schon spannender, immer wieder Neues zu entdecken. Wobei, um unsere Tour von diesem Jahr nicht schlecht zu reden: letztes Jahr war soooo schlechtes Wetter, manchmal, und da schaut man kaum um sich, darum gab’s doch Dinge, die mir neu waren. Ausserdem waren wir auf der deutschen Rheinseite und wenn möglich auf anderen Zeltplätzen, dann sehen die Tagesetappen auch anders aus. Es war übrigens traumhaft schön!
Was willst du unbedingt einmal machen, bald oder irgendwann?
Früher hätte ich wohl geantwortet: Mit dem Velo um die Welt zu fahren. Aber dazu muss ich wohl erst mal lernen, mein Velo selber zu flicken…
Wie sieht euer Familien-Velo-Urlaub in zehn Jahren aus?
Ich hoffe vor allem, dass wir die Kinder mit dem Velofieber anstecken können! In 10 Jahren sind die Kleinen 11 und 14 und dann muss es nicht mehr zwingend immer nur geradeaus gehen. Oder einfach wieder etwas weiter, distanzmässig. Wir fuhren jetzt in 9 Tagen ca 300 km. Oder 400, so genau weiss ich es gar nicht, aber da liegt ja definitiv mehr drin. Wir haben in Chur einen tollen Papa mit seiner 12 jährigen Tochter getroffen, die fuhren von Como nach Amsterdam und hatten 3 Wochen Zeit. Da packte mich schon bizzeli das Fernweh… Aber hey, die Schweiz ist im Fall so schön! Zum Beispiel im Aargau, ich käme ja nie auf die Idee, im Aargau Ferien machen zu wollen, aber dort ist die Aare herrlich grünblau und der Weg fast immer in der saftigen Natur, echt überraschend wunderbar war’s dort!
Rituale: Wie bereitest Du Dich auf eure doch eher anstrengenden Ferien vor? Quellen der Inspiration, Unterstützung?
Hmmm, also meistens haben wir ein Ziel, und da müssen wir irgendwie hinkommen. In den letzten Jahren war das das Tessin, das Mittelmeer oder der Flughafen in Dublin, der innerhalb 21 Tagen wieder erreicht werden musste. Ein Ziel, das hilft. Unterwegs davon träumen, wie es in ein paar Tagen sein wird… Letzten „Sommer“ unter dem Regenschutz habe ich mir immer vorgestellt, wie wir bald im sonnigen Tessin an der Sonne braten würden (was ja dann leider auch eher ins Wasser fiel…). Ich finde es auch gar nicht so anstrengend. Wenn die Kinder dann mal im Anhänger versorgt sind, haben wir Grossen mal Zeit für uns, für Gespräche, oder einfach mal Ruhe – und doch sind wir alle die ganze Zeit zusammen. Dieses Gefühl stellt sich sonst im Alltag so nie ein. Klar, nach dem Fahren muss man noch das Zelt aufstellen, kochen und alles am nächsten Morgen wieder einpacken und aufs Velo laden. Aber eine Woche in einer Ferienwohnung ist nicht weniger anstrengend, da muss man den Kindern ja auch immer ein Programm bieten. Das ergibt sich auf dem Velo ganz natürlich.
Was war – gefühlt – dein grösstes Erlebnis und welches deine grösste Niederlage?
Ich auf der Furka! Ich habe die Grosse da aus eigener Kraft raufgezogen, und das noch unwissentlich schwanger. Die grösste Niederlage kam gerade anschliessend: panische Höhenangst (die ich davor nie hatte) und eine schlecht gesicherte Passstraße. Statt die Abfahrt zu geniessen bin ich im Schneckentempo da runtergekrochen und sah mich tausend Tode sterben. Die Abfahrt hat mich mehr fertig gemacht als der Aufstieg und als ich unten ankam, brauchte ich eine Weile, bis ich realisiert hatte, dass ich nicht mehr in Lebensgefahr bin.
Welches ist für dich das Ferienziel schlechthin?
Das Meer! Ich will immer wieder ans Meer fahren. Da führen noch ein paar Velorouten hin.
Mit welcher Person würdest du gern mal für einen Tag tauschen?
Mit niemandem. Es gäbe sicher die eine oder andere Person, mit der ich mal einen Tag verbringen würde, aber da ich mich dann vor Aufregung total daneben verhalten würde, freue ich mich lieber auf die ganz unspektakulären Menschen, die einem einfach so begegnen und, die einen länger, die anderen kürzer, ein Teil meines Lebens werden.
Drei Dinge ohne die Du nicht auskommst, die du immer bei dir hast?
Ui… ich bin da ganz schlecht. Ich kann wirklich alles vergessen, meistens das Wickelequipment und immer wieder den Schlüssel. Auf der Velotour sind die 3 wichtigsten Dinge:
- meine Radlerhose (die ich immer unter einem Rock verstecke, ich trage nicht gerne Funktionskleider die aussehen wie, eben Funktionskleider). Mein Hintern fühlt sich nach Stunden auf meinem extra ganz weichen Sattel doch viel besser an mit als ohne. Getestet und für wichtig eingestuft.
- mein Frontkörbli, in dem alles, wirklich alles drin ist, was wirklich wichtig ist und das es mir erlaubt, schnell mal eine überflüssige Jacke während dem Fahren auszuziehen und reinzustopfen oder wenn wir schon beim Thema sind, mein Fundus an Trockenfrüchten und Nüssen, die ich auch bei voller Fahrt essen kann, wo auch mein Solarakku arbeitet und all die Glacelöffeli, Quittungen, Steinchen und Federn gesammelt werden, die auf so einer Reise anfallen. Nur die Trinkflaschen – stinknormale 1,5-l-Petflaschen, die mit einem einhändig zu öffnenden Verschluss ausgerüstet werden – hängen irgendwo zwischen meinen Beinen rum.
- Mein Freund Lorenz – zwar kein Ding, dafür umso wichtiger! Alles was ich zuhause vergessen hätte, hat er irgendwo in seinen Sacochen dabei. Er versucht in meinem Bewusstsein den „Letzten Blick“ zu etablieren, sodass wir nicht an jeder Ecke iPods, Kochgeschirr oder Wäscheleinen voller sauberer Kleidung zurücklassen. Und ausserdem ein super Motivator, bester Anhängerzieher und wagemutiger Bierdosenmitbrennspritkocher – auf der Tour ist Kochen zu meinem Glück seine Angelegenheit.
Eure Sabrina Schwarz, August 2015
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